Opernball

Opernball hatten wir schon besser!

Opernball – damit wird gemeinhin das seit dem frühen 19. Jahrhundert in der Kaiserstadt an der Donau im Nachbarland Österreich abgehaltene gesellschaftliche Ereignis in Verbindung gebracht. Doch selbst in der Hansestadt Stade an der Schwinge versuchen sich seit neun Jahren im Stadeum die Verantwortlichen an einem Event mit besonderem Flair. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Mit einem Hauch von Wien, aber ohne die Skandale aus der Hauptstadt des Nachbarlandes. Alles ein paar Stufen niedriger. Zwar mit der örtlich regionalen Politik und den üblichen Verdächtigen aus Wirtschaft, Finanzen und Medien, aber eben ohne den ganz großen Knaller beim Netzwerken für das eigene Business.
Nachdem (der in der Niederelbe-Region omnipräsente) Tageblatt-Chefredakteur Wolfgang Stephan nach vielen Moderationen den Weg frei gemacht hatte für eine professionelle Entertainerin mit der US-amerikanischen Comedy-Diva Gayle Tufts, sollte kurz vor dem Jubliäumsball offensichtlich neuer Schwung in die Veranstaltung kommen. Das Gegenteil war der Fall. Die 53-Jährige aus Berlin ließ die Stader im Stich. Bandscheibenvorfall! Üble Sache! Muss aber schnell wieder gut geworden sein, denn bei der großen Benefizgala der ALBA-Group in Berlin fünf Tage später war die Autorin von „Some like it heiß“ wieder fit.
Das war der als Moderator kurzfristig eingesprungene Hamburger Showpianist David Harrington nur bedingt. An seinem Instrument, dem Flügel. Aber düstere Musical-Melodien aus Phantom der Oper am Klavier wollte das Publikum nicht so richtig. Es lechzte nach flotter Unterhaltung und dafür hatte der 41-Jährige einfach zu wenig Format in seinem zerknitterten Straßenanzug beim Durch-den-Abend-führen. Das galt in gleicher Weise für die ihm zur Seite gestellten Stadeum-Mitarbeiterinnen Julia Voigt und Ruth Meyer. Diese Bühne war einfach zu groß für das Duo. Selten war die Sehnsucht nach Wolfgang Stephan und seine frühere Moderationspartnerin Silvia Ruhnau so groß wie an diesem Abend. Und das soll wirklich etwas heißen!!
Walt Kracht und seine Bigband mühten sich zwar redlich, aber krachen ließ sie es nicht. Der biedere Bandleader mutierte zum Moderator und erzählte zu jedem Stück neben Titel und Tanzstil (für alle Debütanten) noch eine Story. Dabei wollten viele nur eins: Tanzen. Nach dem Auftritt des Bundesliga-Aufsteigers im Formationstanz, des TSK Buchholz 08, kam Schwung in den Saal. Ein Highlight. Das war zu wenig. Ob sich die zahlreichen enttäuschten Besucher von der Stadeum-Ankündigung eines „richtigen Krachers zum zehnjährigen Bestehen“ noch einmal in den Saal locken lassen wird sich zeigen bei Preisen, die auch nicht ganz ohne sind für einen Abend. Vielleicht ist der Frust bis dahin schon wieder verflogen. Und der Netzwerk-Gedanke plus Tanzlust haben wieder die Oberhand gewonnen.

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